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Das historische Giraffenhaus wurde um einen Wintergarten der besonderen Art erweitert, wodurch den Giraffen nun eine 440 m² große Innenanlage zur Verfügung steht. Auch die Außenanlage wurde auf insgesamt 1770 m² vergrößert. Zur Steigerung der Energieeffizienz wurde in das Glasdach des Wintergartens eine Photovoltaikanlage integriert und unter dem Wintergarten ein Schotterspeicher angelegt.

Eckdaten des Projekts

  • Projektdauer: Jänner 2016 bis Mai 2017
  • Beschaffungsvolumen: 7 Millionen Euro
  • Projektträger: Burghauptmannschaft Österreich (BHÖ) 
                             Schönbrunner Tiergarten-Gesellschaft m.b.H.

Ausgangssituation

Das historische Giraffenhaus aus dem Jahr 1828 war die einzige Anlage im historischen Bereich des Tiergartens, die noch nicht erneuert wurde. Für eine zeitgemäße Giraffenhaltung musste das bestehende Gebäude saniert und die Anlage vergrößert werden. In Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt wurden die Vorgaben für dieses Projekt festgelegt. Vor allem in der kalten Jahreszeit war der Bewegungsraum der Tiere eingeschränkt. Durch den Zubau des Wintergartens hat sich die Fläche des Innenareals im Vergleich zu vorher verdreifacht.

Innovativer Charakter

Die strengen Vorgaben von Denkmalschutz und Tierhaltung lassen für energieeinsparende Maßnahmen oft nur wenig Spielraum. Neben der im Tiergarten Schönbrunn bereits üblichen guten Wärmedämmung und der Verwendung von LED-Lampen bei baulichen Projekten, ermöglicht der Wintergarten der neuen Giraffenanlage aber die zusätzliche Realisierung von zwei innovativen Energieeffizienzmaßnahmen: Die Nutzung erneuerbarer Energie durch glasintegrierte Photovoltaik und die Zwischenspeicherung von Wärmeenergie in einem luftdurchströmten Schotterspeicher.

Vorgehensweise

In das Glasdach des Wintergartens wurden auf einer Fläche von 237 m² glasintegrierte Photovoltaikmodule mit einer Spitzenleistung von 16 kW installiert, die gleichzeitig Gestaltung (Schatten) und Funktion (Stromerzeugung) kombinieren. Dafür wurden Glas-Glas-Module mit monokristallinen Dünnschichtzellen der Firma Ertex Solartechnik GmbH verwendet. Getragen wird das Dach von einer stilisierten Schirmakazie, einem typischen Baum im Lebensraum der Giraffen.

Zusätzlich wurden auf dem Flachdach des Besucherganges konventionelle 4,5 kWp Photovoltaikmodule und Solarkollektoren mit einer Fläche von 15 m² für die Warmwasserbereitung installiert

Der unter dem Wintergarten eingebaute, luftdurchströmte 120 Tonnen schwere und 60 m³ große Schotterkörper speichert die Hitze des Tages und wandelt sie in der Nacht zu Wärme um. Zum Laden des Speichers wird untertags warme Luft aus dem oberen Bereich des Wintergartens abgesaugt und durch den Schotterkörper geführt, was zu einer Aufwärmung der Steine führt. Im Heizbedarf wird die kühle Luft abgesaugt und über die warmen Steine geführt. Mit der rückgeführten, aufgewärmten Luft wird der Innenraum des Glashauses erwärmt.

Ergebnis und Mehrwert

Mit der Photovoltaikanlage können zwischen 18.000 und 22.000 kWh Strom pro Jahr produziert werden. Der geschätzte Stromverbrauch für die Giraffenanlage liegt bei circa 18.700 kWh pro Jahr, somit kann dieser durch die Photovoltaikanlagen, zumindest bilanziell, selbst gedeckt werden.

Die Speicherkapazität des Schotterspeichers liegt zwischen 17.190 und 20.500 kWh, womit circa 30% des Wärmebedarfs des Wintergartens abgedeckt werden können. Dadurch wird das Problem der thermischen Spitzen in dem Glashaus entschärft und vor allem in den Übergangszeiten viel Energie eingespart.

Bei diesem Projekt gelang somit der Spagat zwischen Denkmalschutz und Energieeffizienz, bei einer gleichzeitigen Verbesserung der Haltungsbedingungen der Tiere

Ansprechpartner

AD Ing. Claudia Paul