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Hessen Mobil schrieb die Produktion neuer Schutzanzüge unter Berücksichtigung spezieller nachhaltiger Kriterien aus und fand so einen Partner, der bereit war, dieses Material zu entwickeln. Zu den Neuheiten der Schutzkleidung zählen neben dem Nachhaltigkeitskonzept ein zertifizierter UV-Schutz, verbesserte Unterarmbelüftung, Beinbelüftung, 2-Wege-Reißverschluss an der Jacke, Veränderung der Grammatur und der Baumwollanteile.

Eckdaten des Projekts

  • Jahr der Umsetzung: 2020
  • Beschaffungsvolumen: EUR 1,3 Mio. freihändige Vergabe und EU-Verfahren
  • Projektträger: Hessen Mobil Straßen- und Verkehrsmanagement

Ausgangssituation

Aufgrund der gestiegenen Anforderungen im Verkehrsraum wurde es erforderlich die Tagessichtbarkeit des Außendienstes wie Straßenwärter, Vermesser, Landespfleger und Bauwerksprüfer sowie die Trageakzeptanz zu verbessern. Die Vergabe für Warnschutzanzüge wurde zuvor einzig und allein auf Grundlage des Wertungskriteriums „Preis“ vergeben, vorausgesetzt es wurden alle Ausschlusskriterien (Mindestanforderungen) erfüllt. Dementsprechend wurde ein günstiger Standard-Warnschutzanzug gekauft, der nur sehr bedingte Trageakzeptanz hatte. Dies war auf die geringen Marktkenntnisse und dem nicht ganzheitlichen Beschaffungsansatz zurückzuführen. Ohne eine Organisationseinheiten-übergreifende Bedarfsmengenerhebung und Beschaffung sowie dem Aufbau und Vorhalten von vertieften Marktkenntnissen, entstand jedoch ein hoher Verwaltungs- und Koordinationsaufwand sowie große Lagerbestände, da die Abrufe nicht mit den Bedarfsmeldungen übereinstimmten und die Abnahmeverpflichtung eingehalten werden musste.

Innovativer Charakter

Bei der Beschaffung eines verbesserten Warnschutzanzugs wurden demnach folgende Ziele verfolgt:

  • Erhöhung der Qualität des Warnschutzanzuges unter Berücksichtigung der individuellen Anforderungen, um dadurch die Trageakzeptanz zu verbessern.
  • Frühzeitige Einbindung und Nutzung innovativer Instrumente im gesamten Beschaffungsprozess.
  • Einbeziehung von nachhaltigen Kriterien in der Beschaffung, um die Lieferanten grundsätzlich dazu zu veranlassen, sich damit zu beschäftigen und zum „Standard“ zu machen.

Vorgehensweise

Eine umfangreiche Markterkundung unter Berücksichtigung der behördeneigenen Ziele sowie der Bedürfnisse der Träger ergab u. a. folgende Anforderungen an den Warnschutzanzug:

  • Reduzierung des Baumwollanteils auf 20 bis 35% und Erhöhung des Synthetik Anteils, der für die Farbe zur besseren Tagessichtbarkeit (fluoreszierendes Orange) maßgeblich ist
  • UV-Schutz
  • Regulierbare Bein- und Unterarmbelüftung
  • Nachhaltige Baumwolle
  • Vermeidung von neuen Kunststoffen (Einsatz von recycelten Polyester und Verzicht auf Kunststoffumverpackungen)
  • komplett re- und upcyclingfähig

Da diese Anforderungen noch nicht im Markt verfügbar waren, wurden von unterschiedlichen Herstellern sämtliche Lösungsansätze und Ideen für die bestehenden Probleme vorgestellt. Die Firma Hubert Schmitz GmbH war bereit, einen innovativen Warnschutzanzug zu entwickeln. Für den Warnschutzanzug wurden Prototypen entwickelt, um Trage- und Waschtests durchführen zu können. Als Basis für die Ausschreibung wurde der MEAT-Ansatz gewählt (Wertungskriterien: 30% Anschaffungspreis, 40% Qualität und Funktionalität, 10% Optik, 20% Nachhaltigkeit). Die Rahmenverträge wurden mit einer Laufzeit von zwei Jahren geschlossen. Mit jeder weiteren Ausschreibung werden neue Anforderungen definiert und dadurch weitere Innovationen umgesetzt. Seit Januar 2020 wird bereits die vierte Entwicklungsstufe des Warnschutzanzuges eingesetzt.

Ergebnis und Mehrwert

Seit 2014 wird ein innovativer Anzug eingesetzt, der auf die speziellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Aktuell sind ca. 2.600 Beschäftigte bei Hessen Mobil damit ausgestattet (ca. 16.000 Teile). Aufgrund der innovativen Eigenschaften wurden weitere öffentliche Stellen flächendeckend mit dem Anzug ausgestattet. Auch die Umsetzung einer eProcurement-Lösung, durch die die über 80 Bedarfsstellen den Anzug digitalisiert abrufen können, sowie eine systemgestützte Datenerhebung und Vertragsüberwachung wurden realisiert. Der Aufpreis von rund 20% pro Kleidungsstück werden seitens Hessen Mobil als wichtige Investition in die Zukunft verstanden. Zudem zählen zu einer Wirtschaftlichkeitsberechnung weit mehr Parameter als nur der Preis. Innovative und nachhaltige Beschaffung ist möglich, sinnvoll und auch wirtschaftlich durchführbar. Für Hessen Mobil hat es sich gelohnt, auf Innovationen zu setzen und den Beschaffungsprozess ganzheitlich zu betrachten. Das Thema „Innovationsmanagement“ wurde in die Aufgabenbeschreibung des Zentralen Einkaufs aufgenommen. Verbesserte und innovativere Produkte sind wirtschaftlich und tragen zudem zur Mitarbeitermotivation bei.

Ansprechpartner

Andreas Weigmann, Sachgebietsleiter Zentraler Einkauf

Tel: +49 561 /7667-115

andreas.weigmann(at)mobil.hessen.de

 

 

 

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