Zum Inhalt

Die Idee, eine VR-Brille für dementiell erkrankte Menschen einzusetzen, beruht auf der Annahme, dass bedarfsgerechte Virtual Reality Lösungen einen wertvollen Beitrag zum Wohlbefinden leisten können. Durch spezielle, Biographie-bezogene virtuelle Realitäten ermöglichen VR-Brillen den Bewohnerinnen und Bewohnern des KWP Teilhabe an ihrem sozialen Umfeld (wieder) zu erleben. Bezug zu gewohnten Orten/Plätzen schafft Sicherheit sowie Vertrauen und kann vor allem zu Beginn der Erkrankung Brücken zur Gegenwart bilden.

Eckdaten des Projekts

  • Projektdauer: Mai 2019 bis November 2019 anschließend Implementierung in 30 Häusern
  • Projektträger: Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser
  • Projektkosten: ungefähr 10000€ für Hardware. Zusätzlich laufende Personalkosten

Ausgangssituation

Die Lebenserwartung steigt und immer mehr Menschen im höheren Alter erkranken an Demenz. Dementiell und mobil beeinträchtigte Menschen haben in dieser schwierigen Lebensphase das Bedürfnis Glücksmomente und Freude zu erleben. So entstand im KWP die Idee, VR-Brillen in den Seniorenhäusern einzusetzen. Mit Hilfe dieser VR-Brillen ist es möglich, gezielt und lustvoll auf die individuellen Bedürfnisse von Bewohnerinnen und Bewohner einzugehen. Ziel des Projektes war es, positive Emotionen zu wecken, Lebensqualität zu erhöhen und Krankheitsverläufe positiv zu beeinflussen.

Innovativer Charakter

Eine dementielle Erkrankung bedeutet extreme Einschnitte in das Wohlbefinden der Betroffenen. Angebote zur Steigerung der Lebensqualität speziell für dementiell erkrankte Personen gibt es wenig.

In der Betreuung und Pflege von dementiell erkrankten Menschen ist Biographiearbeit (bzw. Erinnerungsarbeit) ein bedeutsames Konzept. Das aktuelle Erleben der dementiell erkrankten Menschen ist geprägt durch vergangene Erfahrungen und kann deshalb nur durch das Wissen über die Biographie des Individuums verstanden, eingeordnet und beeinflusst werden. Ohne die Berücksichtigung lebensgeschichtlicher Hintergründe bleiben die Bedürfnisse von dementiell erkrankten Menschen häufig unerkannt oder werden falsch interpretiert, was dann eine Bedrohung oder Reduzierung ihres subjektiven Wohlbefindens bedeutet.

VR-Brillen haben eine therapeutische Wirkung und sind eine wunderbare Ergänzung zur täglichen Arbeit in Pensionistenhäusern. VR-Brillen lassen Immobilität vergessen. Sie reaktivieren vertraute Handlungen bzw. Orte. Die 360-Grad Bilder sind so „real“, es wirkt für die Bewohnerinnen und Bewohner so, als wären sie dort. Der Körper bewegt sich, der Kopf geht hin, die Krankheit wird für einen Moment vergessen. VR-Brillen ermöglichen es, den Blick frei schweifen zu lassen. Sie sorgen für gute Laune, für Abwechslung und Lebensfreude und erweitern den Erlebnishorizont. Zudem kann die Aufmerksamkeit und die Konzentration erhöht bzw. trainiert werden. Das Selbstvertrauen von Betroffenen wird gestärkt und sie haben das Gefühl, noch etwas Neues (Brille) bzw. Altes (Orte) entdecken zu können; etwas wert zu sein.

Vorgehensweise

Im Rahmen eines Lehrganges („Digitale Unternehmenstransformation“) wurde die Idee geboren.

Zu Beginn wurden 4 Pilothäuser ausgewählt. Hierfür wurden jeweils eine Oculus Go, eine Insta360 X, sowie ein Huawei P20 angeschafft und als Package inklusive einer Anleitung für Mitarbeiter, sowie für Angehörige an die Pilothäuser vergeben. Die Konfiguration wurde durch MA des Servicedesks intern so abgeschlossen, dass eine einfache Handhabung auch für nicht technisch affine Mitarbeiter sowie Angehörige möglich ist.

Für ausgewählte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurde ein Workshop veranstaltet, in dem folgende Schwerpunkte behandelt wurden:

  • Umgang mit einer VR Brille
  • Umgang mit einer 360 Grad Kamera (Aufnahme, Umwandlung, Aufspielen auf die VR-Brille)
  • Richtiger Umgang mit Fotos (DSGVO)

Anschließend fand eine Infoveranstaltung pro Pilothaus für Bewohnerinnen und Bewohner sowie Zu- und Angehörigen statt, um diese mit dem Medium „VR-Brille“ vertraut zu machen. Nach Ende der Pilotphase fand eine Evaluierung mittels Fragebogen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und leitfadenbasierte Interviews für Bewohnerinnen und Bewohner statt. Aufgrund des positiven Feedbacks wurde das Thema „VR-Brille“ in den Regelbetrieb übernommen. Das bedeutet die Ausrollung in allen Häusern. Dies inkludierte Schulungen für ausgewähltes Personal der Häuser.

Zusätzlich wurden weitere Projekte mit dem Schwerpunkt „VR“ gestartet.

Ergebnis und Mehrwert

VR-Brillen lassen Immobilität vergessen und gestalten den Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner von Seniorenhäusern interessanter. Sie rufen die Geschichten von Bewohnerinnen und Bewohner wieder ins Leben (94%). Zudem sorgen die Bilder auf einer VR-Brille für gute Laune und Abwechslung (97%). Die Bewohnerinnen und Bewohner freuen sich etwas Neues (Brille) bzw. Altes (Orte) entdecken zu können und dadurch mehr wert zu sein.

Ansprechpartner

Nicole Jagodic - Abteilungsleiterin HUB-Technologie

nicole.jagodic(at)kwp.at

 

 

 

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