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Eckdaten des Projekts

  • Vergabegegenstand: Planung & Ausführung Plus-Energie-Bürohochhaus
  • Umsetzungszeitraum: Mai 2012 – November 2014
  • Volumen: 7.322 m² Bruttogeschoßfläche

Ausgangssituation/Problemstellung  

Im Zuge des Projektes „TU Univercity 2015“ wurde die Infrastruktur der TU Wien angepasst und erneuert. Ein Teil dieses Projekts war die Sanierung des ehemaligen Chemiehochhauses am Getreidemarkt, welches von einem Laborgebäude zu einem Bürogebäude umgebaut werden sollte. Ursprünglich war eine konventionelle Sanierung angedacht, jedoch das Förderprogramm „Haus der Zukunft Plus“ ermöglichte eine Sanierung zum Plus-Energie-Standard. Somit wurde aus einem gewöhnlichen Sanierungsprojekt ein Forschungsprojekt.

Innovativer Charakter  

Um das Gebäude zum Plus-Energie-Standard sanieren zu können, war es notwendig einen integralen, simultanen Planungsprozess zu etablieren. Das klassische Projektteam, bestehend aus EigentümerIn, NutzerIn, Generalplanung und FachplanerInnen, wurde um ein wissenschaftliches Team ergänzt. Dieses Team unterstützte beim Planungsprozess und auch bei der Überprüfung, ob einzelne Komponenten bzw. ganze Systeme tatsächlich so funktionieren, wie sie laut Planung sollten.

Beschreibung der Vorgangsweise  

Während dem gesamten Planungsprozess wurde jede Entscheidung hinsichtlich ihres Einflusses auf den Energieverbrauch unter Zuhilfenahme eines virtuellen Gebäudemodells bewertet. Das wissenschaftliche Team evaluierte dabei über 9.300 Komponenten aus 280 Kategorien und gab schlussendlich jene Komponenten, die zu einer energieeffizienten Gesamtlösung führen, zur Ausschreibung frei.  

Neben den üblichen Anforderungen wurden in der Ausschreibung für Gruppen von  Komponente auch minimale Anforderungen hinsichtlich ihrer Energieeffizienz festgelegt. Damit können Anbieter ihre eigene Zusammenstellung an Produkten erstellen, solange sie in Summe das Ziel einhalten. Die Einhaltung der Ziele wurde dabei durch eine allen Anbietern zur Verfügung gestellte Excel-Tabelle ermittelt. Wenn sie in Summe sogar bessere Produkte anbieten können, konnten sie sich die Gutpunkte für die Bestbieterermittlung auch selbst errechnen. Dies folgt dem Gedanken, dass höhere Investitionskosten mit entsprechend niedrigeren Betriebskosten ebenso das wirtschaftlich beste Angebot darstellen. Der gesamte Ablauf, in der Vergabe auch die Energieeffizienz zu berücksichtigen, war dadurch vollständig transparent.  

Abseits der gebäudetechnischen Komponenten wurden vom wissenschaftlichen Team auch Bürogeräte und Geräte in den Sozialräumen (Mikrowelle, Kaffeemaschine, etc.) evaluiert und für den Beschaffungsprozesse freigegeben. Die Vorgabe, dass nur noch die energieeffizientesten Komponenten zum Einsatz kommen, ermöglichte es, den Kühlbedarf des Gebäudes derart zu senken, dass das Kühlsystem deutlich kleiner dimensioniert werden konnte. Anstatt mit Fan-Coils wird in den Büros nur in sommerlichen Hitzeperioden über den Fußboden Wärme abgeführt. Im Rest des Jahres reicht die Nachtlüftung über den Kern des Gebäudes aus. Damit sind zur Kühlung der Büros keine Mehrkosten erforderlich.  

Dadurch, dass die einzelnen Komponenten und gesamte Systeme des Gebäudes derart energieeffizient sind, konnten Teile der Gebäudetechnik deutlich kleiner ausgeführt werden. Auf diese Weise konnte wertvoller Platz mitten im Herzen von Wien gewonnen werden.  

Bei konsequenter Umsetzung der Planung ist es möglich, ein Gebäude zu errichten, das ein komfortables Innenraumklima bietet und dafür kaum Energie benötigt. Um zu überprüfen, ob der Ist-Zustand tatsächlich der Planung entspricht und um etwaiges weiteres Optimierungspotenzial zu identifizieren, wurde nach der Inbetriebnahme ein 3-jähriges Monitoringprojekt initiiert.

Ergebnis & Mehrwert

  • Minimierung des Bedarfs der gesamten elektrischen Energie: Beleuchtung, Arbeitsplatz, Lüftung, Lift, Kühlung …
  • Minimierung des Heizwärme- und Kühlbedarfs: Optimierte Fassade, thermische Kopplung im Inneren, Nachtlüftung
  • Integrale Planung im Team: Kombinierte HKLSE- und Bauphysiknachweise 

Ansprechpartner  

Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Thomas Bednar
TU Wien Institut für Hochbau und Technologie
thomas.bednar(at)tuwien.at

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